Dax weiter unter Druck:
Nach dem Rückschlag des Dax am Vortag will sich die Stimmung der Anleger auch am Freitag nicht wirklich aufhellen. Starke Geschäftszahlen vom US-Internetriesen Amazon stützten die Kurse nur zum Handelsstart. Am Vormittag drehte der Dax dann ins Minus und baute bis zum Mittag seine Verluste aus. Zuletzt notierte er mit einem Minus von 1,13% bei 15.194 Punkten.
Vor dem monatlichen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung herrschte bleiben die Anleger nervös und er deutsche Leitindex steuert auf Wochensicht auf ein moderates Minus zu. Der MDax der mittelgroßen Titel verlor ebenfalls gut 1% auf 33.300 Zähler. Auch der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone sank um gut 1%.
Am Vortag hatten vor allem die geldpolitischen Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB) die Kurse belastet. Auch in Europa könnte nun die Zeit des billigen Geldes bald vorbei sein, auch wenn die EZB nicht so schnell sei wie die US-Notenbank Fed, erläuterte Analyst Christian Henke vom Broker IG.
Kommentar:
EZB
Am Wendepunkt
Die EZB öffnet sich ein wenig für eine schnellere Normalisierung ihrer Geldpolitik. Kommunikationstechnisch gibt sie dabei nicht gerade die beste Figur ab. Aber in der Sache ist das richtig – und überfällig.
Geldpolitik
EZB besorgt wegen Rekordinflation
Die Euro-Währungshüter deuten ein Umdenken an mit Blick auf die hohe Teuerung und ihre geldpolitische Reaktion. Die Zinswende in Euroland könnte früher kommen. Bereits im März könnte vieles klarer sein.
Industrie erhält mehr Aufträge
In der deutschen Industrie hellt sich die Lage derweil auf. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte, erhielt die Industrie 2,8% mehr Aufträge von November auf Dezember. Im Inland stieg die Nachfrage um 11,7%, aus dem Ausland 3% weniger Bestellungen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Zahl der Orders um 5,5%.
Unter den Einzelwerten stand die
Deutsche Bank
im Fokus. Getrieben von der Aussicht auf steigende Zinsen setzte sie ihren Aufwärtstrend fort. Aber auch positive Nachrichten von BNP Paribas, wonach die von der EZB geforderten Kapitalquoten problemlos erfüllt würden, wirkten beflügelnd. Deutsche Bank gewannen gut knapp 1%. An der Dax-Spitze legten die Titel des Laborzulieferers und Diagnostikspezialisten
Qiagen
um etwas mehr als 1,5% zu. Als Index-Schlusslicht verloren
Siemens Energy
3,2%, hier nahm Morgan Stanley das positive Votum zurück.
Geldpolitik der EZB bleibt locker
Zunehmende Bedenken weckt die weiterhin lockere Geldpolitik der EZB. Die Europäische Zentralbank hatte am Donnerstag bekannt gegeben, weiterhin an ihrer lockeren Geldpolitik festzuhalten. Allerdings äußerte EZB-Chefin Christine Lagarde „Besorgnis“ über die anhaltend hohe Inflation in der Euro-Zone und schloss eine Zinserhöhung im Laufe des Jahres nicht mehr aus. Derweil hat die Bank of England ebenfalls am Donnerstag bekannt gegeben, dass der Leitzins auf 0,5% steigen soll, bereits der zweite Anstieg innerhalb weniger Wochen. Vier Mitglieder des neunköpfigen Komitees hatten für eine Anhebung um 0,5% plädiert. Zuvor war der Zins von 0 auf 0,25% angehoben worden.