Reuters Wien
– Die Wiener Geldhäuser Erste Group und Raiffeisen Bank International (RBI) blicken dank ihres starken Fokus auf Osteuropa optimistisch auf das kommende Geschäftsjahr. „Wir sind im absolut richtigen ökonomischen Umfeld“ sagte RBI-Risikochef Hannes Mösenbacher am Donnerstag auf der „Gewinnmesse“, einer Veranstaltung für Privatanleger. Einerseits werde für die Region mit 6 bis 7
% ein höheres Wirtschaftswachstum erwartet als für die Eurozone. Andererseits würden die Notenbanken in der Region auf die hohe Inflation reagieren und ihre Zinsen anpassen. In Summe gebe er für 2022 einen positiven Ausblick, sagte Mösenbacher.
Ähnlich sieht es Erste-Group-Finanzchef Stefan Dörfler: „Wir sind in relativer Hinsicht sehr optimistisch“, sagte er auf derselben Veranstaltung. In absoluter Hinsicht werde man sehen müssen, wie sich die Themen Inflation und Zinsen in das Jahr 2022 hinein entwickeln.
Die österreichischen Banken sind in vielen Ländern Zentral- und Osteuropas tätig und zählen dort zu den größten Kreditgebern. Während die Europäische Zentralbank (EZB) nach wie vor an ihrer Nullzins-Politik festhält, haben die Notenbanken in Osteuropa teilweise bereits an der Zinsschraube gedreht. Mösenbacher nannte als Beispiele etwa Tschechien, Ungarn und Russland, wo bereits in Reaktion auf die steigende Inflation die Zinsen angepasst worden seien.
Sollte sich ein Inflationsniveau von 3 bis 4
% bis März, April halten, werde dies auch für die EZB mit ihrem Leitzins von minus 0,5 % ein Thema sein, erwartet Dörfler: „Ich sage es mal ganz salopp: Das geht sich nicht aus.“ Er verwies darauf, dass sich die Anzeichen mehren würden, dass man sich auf eine zumindest etwas länger anhaltend hohe Inflation einstellen müsse. Die EZB sieht derzeit keinen Grund zu handeln und geht davon aus, dass der Inflationsschub nur vorübergehend ist.