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Neuer Bundesbankchef betont Inflationsrisiken

by Adserhit

ms Frankfurt
– Der neue Bundesbankpräsident Joachim Nagel hat vor der Gefahr einer länger hohen Inflation im Euroraum gewarnt und die Europäische Zentralbank (EZB) zu Wachsamkeit ermahnt. Er sehe „derzeit eher die Gefahr, dass die Inflationsrate länger erhöht bleiben könnte als gegenwärtig erwartet“, sagte Nagel am Dienstag in seiner Antrittsrede in Frankfurt: „Auf alle Fälle muss die Geldpolitik auf der Hut sein.“ Wenn es die Preisstabilität erfordere, müsse der EZB-Rat seine Geldpolitik anpassen. Zudem betonte er, dass die Bundesbank auch unter seiner Führung der „Stabilitätskultur“ verpflichtet bleibe.

Mit seinen Aussagen bezieht Nagel gleich zu Beginn klare Positionen – sowohl was die grundsätzliche Ausrichtung der Bundesbank betrifft als auch was die aktuelle Lage und die sehr hohe Inflation betrifft. Nagel tritt die Nachfolge von Jens Weidmann an, der zum Jahresende vorzeitig aus dem Amt geschieden ist – auch aus Frust über die ultraexpansive Geldpolitik der EZB. Weidmann hatte stets vor allem breite Staatsanleihekäufe und die Vermischung von Fiskal- und Geldpolitik kritisiert. Zuletzt hatte er gewarnt, die Inflationsrisiken zu unterschätzen.

Tatsächlich kommt der Wechsel mit Blick auf die Inflation zu einer kritischen Zeit. Die Teuerung im Euroraum ist im Dezember auf den Rekordwert von 5,0

% geklettert. In Deutschland liegt sie EU-harmonisiert sogar bei 5,7

%, nach 6,0

% im November. Die EZB strebt mittelfristig 2,0

% an. Hinter der hohen Inflation stecken zwar vor allem auch Sondereffekte in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Die Mehrheit im EZB-Rat sieht die Teuerung deshalb als temporär an. Aber die Sorgen wachsen, dass die Inflation hartnäckiger ist als gedacht. Vor allem in Deutschland nimmt die Kritik am EZB-Kurs wieder zu.

Nagel machte nun klar, dass er bei aller Unsicherheit aktuell eher Aufwärtsrisiken für die Inflation sieht. Wenn nötig, müsse die EZB handeln. Bislang unternimmt die EZB nur zaghafte Schritte in Richtung Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik – anders als etwa die US-Notenbank Fed. Nagel betonte zudem: „Die Menschen in Deutschland er­warten auch zu Recht, dass die Bundesbank eine hörbare Stimme der Stabilitätskultur ist. Ich kann ihnen versichern: Das wird sie auch bleiben.“

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