ms Frankfurt
– Neue Konjunkturdaten aus den USA und dem Euroraum haben den Druck auf die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) in Sachen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik erhöht. In den USA fiel die Arbeitslosenquote im Dezember auf 3,9
%, und der Lohndruck nahm unerwartet stark zu. Das nährte Erwartungen, dass die Fed schneller Richtung Exit marschiert als bis vor kurzem gedacht. Im Euroraum zog die Inflation im Dezember überraschend auf einen Rekordwert von 5,0
% an – statt wie erwartet etwas nachzugeben. Das schürte Spekulationen, dass die EZB beim Ausstieg mehr Tempo machen muss als bis dato avisiert.
Die Daten folgten auf das Mitte der Woche veröffentlichte Sitzungsprotokoll der Fed, das Signale für schnellere Zinserhöhungen und einen früheren Beginn des Bilanzabbaus durch die US-Notenbank beinhaltet hatte. Das hatte weltweit zu teils deutlichen Kursverlusten an den Finanzmärkten geführt. Die Geldflut der führenden Zentralbanken war in den vergangenen Monaten ein wesentlicher Treiber für die verbreitete Kursrally.
Am Freitag nun verstärkte der US-Arbeitsmarktbericht Erwartungen, dass die Fed womöglich schon im März ihren Leitzins von aktuell 0 bis 0,25
% anhebt und dann rasch mit dem Bilanzabbau anfängt. Zwar lag der Stellenaufbau mit 199
000 deutlich unter den Erwartungen von Beobachtern. Die Arbeitslosenquote fiel aber von 4,2
% auf 3,9%, und der durchschnittliche Stundenlohn legte überraschend deutlich um 0,6
% zu. „Der Beschäftigungsengpass erhöht den Druck auf die Fed, die Zinsen zu erhöhen“, sagte James Knightley, Chefvolkswirt bei der ING.
Im Euroraum verstärkte die Inflationsüberraschung die Debatte über den EZB-Kurs. Statt eines weiteren Anstiegs hatten die meisten Experten einen leichten Rückgang von 4,9
% auf 4,8
% oder 4,7
% erwartet – als Beginn eines kontinuierlichen Rückgangs. „Der Inflationsdruck ist hoch“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Worauf wartet die EZB noch?“ Die EZB schließt bislang Zinserhöhungen in diesem Jahr aus.
Marktplatz:
US-Notenbank
Ändert die Fed den Ton?
Die Fed überraschte die Marktteilnehmer mit ihren jüngsten Protokollen. Der Ton könnte schärfer werden. Aber es sind Zweifel angebracht, dass das wirklich passiert.
Aktien
Fed verschreckt die Anleger
Trotz des Schocks, den die Fed den Marktteilnehmern versetzt hat, bleibt das Umfeld für Aktien gut. Für positive Impulse dürfte die anstehende Berichtssaison sorgen.
Konjunktur
Welthandel wird zum „Spielball“ von Omikron
Der globale Warenaustausch hat sich in der Pandemie überraschend robust bewährt. Angesichts der grassierenden Corona-Variante richten sich Fachleute nun allerdings auf neue Störungen ein.
Euro-Konjunktur
Pandemiewelle spült Euro-Stimmung weg
Der Dezember ist bereits von den Folgen der Omikron-Ausbreitung gezeichnet: Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum ist gedrückt, mit den Beschäftigungsaussichten geht es bergab, während die Unsicherheit steigt. Zudem gibt es kaum Änderungen an der Preisfront.
Verbraucherpreise
Euro-Inflation klettert auf 5 Prozent
Die Inflation im Euroraum hat im Dezember erneut zugelegt – statt wie erwartet leicht zu sinken. Mit 5,0% markiert sie ein Rekordniveau. Für den weiteren EZB-Kurs ist nun vor allem die Lohnentwicklung entscheidend.
Industriekonjunktur
Gemischtes Ergebnis für die deutsche Industrie
Das Bundeswirtschaftsministerium leitet aus den aktuellen Indikatoren einen verhaltenen Optimismus für die Industrie ab. Auch wenn die Lieferengpässe weiter belasten und die Produktion im November nahezu stagnierte. Die Exporte hingegen überraschten positiv.
US-Arbeitsmarkt
Stellenwachstum verliert an Fahrt
Trotz enttäuschenden Stellenwachstums nähert sich die US-Arbeitslosenquote immer mehr jener Marke, welche die Notenbank als Vollbeschäftigung ansieht. Zu erwarten ist daher, dass die Fed wie angedeutet im Kampf gegen die hohe Inflation ihren Kurs verschärfen wird.